In den USA hat er sich längst von seinem Image als reiner Freizeitschuh befreit. Und auch in Italien hat er Einzug in die Geschäftswelt gehalten. Die Rede ist vom luftig-leichten Tassel Loafer. In Deutschland gilt der moderne Schlupfschuh bislang noch als Geheimtipp. Wir stellen den beliebten Slipper einmal genauer vor.
Mokassin, Penny & Tassel Loafer
Neben den weltweit geschätzten Schuhklassikern wie Oxford und Derby bestimmen bei milden Temperaturen Sneaker, Mokassin und Co. das Stadtbild. Wem der klassische Schnürschuh an sonnigen Tagen allerdings zu formell erscheint, Mokassin und Sneaker jedoch eine Spur zu leger anmuten, sollte dagegen zu einer anderen Wahl greifen – dem Loafer.
Der Tassel Loafer kommt ebenso wie der Penny Loafer vollkommen ohne Schnürung daher und zählt zu der Familie der Schlupfschuhe. Penny und Tassel Loafer gelten heute allgemein als Weiterentwicklung des Mokassins – dem früheren Indianerschuh. Wie bei dem klassischen Schuhwerk der nordamerikanischen Ureinwohner verläuft auch der Schaft des Loafers traditionell unter dem Fuß entlang und mündet auf der Oberseite in einem U-förmigen Vorderblatt.
Im Unterschied zum Mokassin besitzt der Loafer allerdings eine separate Laufsohle samt Absatz. Dient dem Penny Loafer außerdem ein quer über den Ristbogen verlaufender Lederstreifen als Markenzeichen, wird der Tassel Loafer durch die beiden »Troddeln« auf seinem Schaft bestimmt. Bar jeglicher Schnürung oder Schnallen garantiert der Loafer einen unkomplizierten Ein- und Ausstieg in den Schuh und macht damit seinem Namen alle Ehre. Tatsächlich meint »Loafer« übersetzt soviel wie »Faulenzer« oder »Trotteur«.
Oscar-Gewinner kreiert Tassel Loafer
Wirft man einmal einen Blick auf die Ursprünge dieses Schlupfschuhs, handelt es sich bei dem Tassel Loafer um ein relativ junges Schuhmodell. Den Anstoß gab kein geringerer als Paul Lucas, der Filmliebhabern besser als weltweit geschätzter Schauspieler ein Begriff sein dürfte. Der ungarisch-amerikanische Leinwandheld wurde 1944 nicht nur als bester Hauptdarsteller in Watch on the Rhine (1943) mit einem Oscar ausgezeichnet, sondern war auch maßgeblich an der Entstehung des heute bekannten Tassel Loafer-Designs beteiligt.
Paul Lucas gehörte zu den Fans der bequemen Schlupfschuhe, haderte jedoch mit dem mangelnden Halt der damaligen Modelle. Auf Lucas’ Wunsch fertigte sein Schuhmacher ein spezielles Paar Loafer für den Schauspieler an, welches eine zusätzliche Schnürung besaß. Das Novum: Ein dünnes Lederband führte in einer Art »Tunnel« um den gesamten Schaft herum und wurde vorne mit den zwei charakteristischen Troddeln verschlossen.
Vom Freizeitschuh zum Schuhwerk der Stilikonen
Als Lucas jedoch seine Spezialanfertigung in den Händen hielt, wartete sein Schuhmacher vergeblich auf dessen Jubelrufe. Zwar besaß der Loafer die gewünschte Schnürung, doch ließ nun die Passform zu wünschen übrig. Zum Glück für alle Freunde des heutigen Tassel Loafers gab sich der Oscar-Preisträger nicht mit diesem Ergebnis zufrieden und beauftragte kurzerhand zwei weitere Schuhmacher mit der Verbesserung des Schuhs. Auf Umwegen gelangten Lucas’ Schuhe zu der US-amerikanischen Schuhfirma Alden, sesshaft in Middleborough-Massachusetts, die sich der Schlupfschuhe annahm. Ein verändertes Design samt neuer Leistenform sorgte für eine angenehm komfortable Passform und stellte in dieser Form auch den Schauspieler zufrieden.
Nur die namensgebenden Tasseln büßten gänzlich ihre Funktionalität ein. Dank des veränderten Schnitts schmiegte sich der Schuh auch ohne das Zutun der Schnürung harmonisch an den Fuß. Die Troddeln dienten nun allein ästhetischen Zwecken. Lucas’ private Schlupfschuh-Variante weckte rasch das Interesse anderer Schuhliebhaber und ging in den Fünfziger Jahren schließlich in Serie. Seine heutige Berühmtheit verdankt der Tassel Loafer nicht zuletzt den unvergleichlichen Ikonen des vergangenen Jahrhunderts: Elvis präsentierte sich im Loafer-Stil und auch John Wayne, Fred Astaire und Clark Gable trugen zu der wachsenden Popularität des komfortablen Schlupfschuhs bei. Auf einer schlanken Leistenform zeigten sich ebenfalls Ikonen wie Audrey Hepburn und Grace Kelly.
Tassel Loafer richtig kombinieren
Mit seinen amerikanischen Wurzeln überrascht es kaum, dass der Tassel Loafer in den USA seit langem die Bürgersteige der Metropolen erobert hat. Doch nicht nur in Übersee mauserte sich der Loafer vom komfortablen Freizeitschuh zum stilvollen Business-Schuhwerk. Auch in Italien ziert der Tassel Loafer die Titelblätter bekannter Hochglanz-Magazine. Im schwarzen, unverziertem Glattleder-Gewand wie in unserer Kollektion rahmengenähter Slipper kann der Tassel Loafer heute zu gängiger Businesskleidung kombiniert werden. Nur in äußerst formellen Branchen sollte er lieber durch einen klassischen Oxford oder Derby ersetzt werden. Ein absolutes No-Go ist und bleibt allerdings einen schwarzen Loafer zum Nadelstreifenanzug zu kombinieren. Hier macht ein braunes Oberleder eine weitaus bessere Figur.
Bild: Shutterstock // Claudia K.
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