Mit den steigenden Temperaturen häufen sich auch die Vergehen in puncto Stil. Vor wenigen Wochen noch hoch geschätzt, erweisen sich nun die üblichen Kniestrümpfe als zu warm und machen oftmals einer strumpflosen Knöchelgegend Platz. Doch geschlossene Herrenschuhe ohne Strümpfe zu tragen, ist und bleibt – von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen – ein corpus delicti, das zugleich unserer Fußgesundheit äußerst abträglich ist.
Barfuß beschuht ist (fast) nie eine Lösung
Zu geschlossenen Herrenschuhen stets Kniestrümpfe zu tragen und niemals kurze Socken, ist eine der zentralen Knigge-Regeln. Bei den sommerlichen Außentemperaturen gerät der eine oder andere ansonsten stilsichere Schuhliebhaber zuweilen in Versuchung, strumpflos in Oxfords und Derbys die Haustür zu verlassen. Doch Obacht! Mögen sich auch prominente Beispiele für eine derartige Freifußkultur finden, ist Mann in der Regel auch im Sommer besser mit Strümpfen beraten. Nackte Beine in geschlossenen Volllederschuhen verstoßen nicht nur augenscheinlich gegen ästhetische Kriterien, sondern haben zugleich unangenehm hygienische Konsequenzen.
Ohne Strümpfe reibt die Haut nicht nur bei jedem Schritt unangenehm am Schuh entlang. Auch die Fußsohle klebt an der Schuhsohle fest und löst sich alsbald mit einem schmatzenden Geräusch wieder, nur um sogleich das Martyrium von vorn zu beginnen. Nicht zu vergessen, dass unsere Füße im Durchschnitt bis zu ¼ Liter Schweiß pro Tag produzieren. Selbst eine hochwertige Brandsohle ist gegen eine folgende Geruchsentwicklung machtlos, wenn sie nicht durch einen Strumpf Unterstützung findet. Im Übrigen bieten solch schwitzende Füße den perfekten Nährboden für Keime und Bakterien und öffnen außerdem Pilzerkrankungen weit die Tore.
Eine stilvollere und vor allem hygienische Wahl für warme Sommertage sind stattdessen hauchdünne Kniestrümpfe aus Wolle oder Seide. Woll- oder Seidenstrümpfe bieten einen größeren Tragekomfort beim Laufen, beugen einer unangenehmen Geruchsbildung in den Schuhen vor und verhindern schmerzende Druckstellen. Für welches Strumpfmaterial Mann sich im Speziellen entscheidet, richtet sich in erster Linie nach den Temperaturen. Doch auch das restliche Outfit sollte nicht aus den Augen verloren werden. Leichte Baumwollstrümpfe harmonieren wunderbar mit einer Flanellhose, während dickere Wollstrümpfe vor allem zu Tweed passen. Seidenstrümpfe lassen sich hingegen hervorragend zu einem Sommeranzug kombinieren und weniger zu schweren Anzugstoffen.
Guys go sockless… aber nur in leichten Sommerschuhen
Schuhe ohne Strümpfe haben in äußerst formellen Branchen kaum etwas zu suchen. Daher ist und bleibt strumpfloses Schuhwerk hauptsächlich dem Freizeitbereich vorbehalten und da am besten in Kombination mit offenen Schuhen wie Sandalen. Die Ausnahme: Allein Mokassins, der Penny Loafer und auch der Bootsschuh kommen ganz ohne Socken aus. Wer in seinem Beruf einem weniger strengen Dress Code verpflichtet ist und auch bei geschlossenen Schuhen seine Knöchelgegend präsentieren will, sollte zumindest zu Füßlingen greifen. Die kleinen Socken reichen lediglich bis zum Knöchel und bleiben im Schuh weitestgehend verborgen. Damit bleibt optisch der strumpflose Look erhalten, ohne jedoch Geruchsprobleme und andere hygienische Konsequenzen hervorzurufen. Insgesamt gilt jedoch: Bei wichtigen Geschäftsterminen, einer Hochzeit oder anderen formellen Anlässen sollte Mann indes Stehvermögen beweisen und die eherne Knigge-Regel zu Beginn des Artikels befolgen.
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