Von Schuhmachern & Schustern

Schuhmacherhandwerk

Schuhe gehören heute zu den ältesten Kleidungsstücken der Menschheitsgeschichte und mit ihnen gilt das Schuhmacherhandwerk als eines der ältesten Zünfte. In Zeiten von Massenproduktion und Fließbandarbeit gerät dieses Traditionshandwerk immer mehr in Vergessenheit. Grund genug für uns, sich einmal Zeit für einen Streifzug durch die wechselseitige Geschichte der Schuhmacher zu nehmen.

Beim schwachen Schein einer Öllampe sitzt der Schuhmacher tief über seinen Leisten gebeugt, umringt von Kneifzange, Nagel, Hammer, Feile und Spannriemen. Unter seiner Werkbank ruht ein Eimer voll Wasser, in den er von Zeit zu Zeit einen Schwamm tränkt, um das Leder weich und biegsam zu halten. Nicht selten vermischt sich der markante Ledergeruch mit dem feinen Aroma eines Basilikum-Topfes, auch Organgenbaum der Schuhmacher genannt, welcher einst in vielen Werkstätten anzutreffen war. Ihre Kundschaft war im Hinblick auf ihre Namensgebung äußerst einfallsreich und nannte sie Stiefelschuster, Schuh-Fliesenleger oder gar Leder-Goldschmied, dabei hantierten die ersten Schuhmacher noch mit Papyrus und Schilf.

Der Beginn der Schuhmacherkunst

Schon vor Jahrtausenden wickelten sich die Menschen notdürftig zusammengeschlungene Felle und Tierhäute um ihre nackten Füße, um sich vor spitzen Steinen, Dornen und Kälte zu schützen. Jene individuelle Handhabe diente allerdings hauptsächlich dem eigenen Lebenserhalt und stellte keinen festen Berufsstand dar. Auf der Auftragsliste der allerersten Schuhmacher standen indes Sandalen, was hauptsächlich den geographischen Bedingungen geschuldet war. So zeigen bis heute erhaltene Abbildungen aus dem alten Ägypten Sandalenhersteller bei ihrer Arbeit. Jene Schuhmacher fertigten das luftig-leichte Schuhwerk in der Regel aus Leder oder geflochtenem Stroh an und stellten die Riemen aus Palmenblättern, Rohr oder auch Schilf her. Für die hochrangige Kundschaft, zu denen beispielsweise Amts- und andere Würdenträger zählten, wurden dagegen eigens Sandalen mit Goldverzierungen hergestellt.

Ihre erste Blütezeit fand das Handwerk um die Schuhfertigung im antiken Griechenland. Dort behaupteten die Schuhmacher nicht nur einen eigenen Berufsstand, sondern erfreuten sich zugleich einer gewissen Berühmtheit. In kleineren Dörfern sicherten sie sogar die Existenz ihrer Gemeinschaft. Kaiser Pompilius (715-672 v.u.Z.) maß dem Handwerk schließlich eine besondere Bedeutung zu und widmete ihm sogar eine eigene Wählerklasse. Die sogenannten sutores – Lateinisch für Schuster oder auch Flickschuster – bildeten die fünfte von insgesamt neun Wählerschaften. Rund fünf Jahrhunderte später führte der Märtyrertod zweier Schuster zur Heiligenbildung, die in manchen Innungen noch heute als Schutzpatronen verehrt werden.

Legende von Sankt Crépien und Sankt Crépinien

Laut Überlieferung bekannten sich eben jene zwei Brüder aus einer römischen Patrizierfamilie unter der Herrschaft von Diocletian (243-313 v.u.Z.) zum Christentum. Von Papst Caius höchstpersönlich beauftragt, ihren Glauben auch in Galizien zu verbreiten, ließen sich Crépien und Crépinien in Soisson als Schuster nieder. Als sie der dortige römische General Maximianus Herculeus anhielt, ihrem „heidnischen Götzenbild“ abzuschwören, weigerten sich die beiden selbst noch unter Folter. Mit einem schweren Mühlstein um dem Hals gefesselt, sollten die Brüder schließlich ertränkt werden. Doch wundersamer Weise löste sich der Stein und die Schuster erreichten das rettende Ufer.

Um einer solch unerwarteten Wendung ein weiteres Mal zu entgehen, ließ Maximianus die beiden kurzerhand enthaupten und warf ihre Leiber den Aasgeiern vor. Doch auch die Vögel wollten dem Willen des Generals nicht so recht zu Willen sein und die Körper von Crépien und Crépinien blieben unversehrt. Auf jene wundersamen Ereignisse aufmerksam geworden, ließ der Bischof von Soissons schließlich ihre Überreste in die Basilika bringen, die später als Abtei von Saint-Crépin-le-Grand bekannt werden sollte. Ein Jahrtausend später ernannte König Karl der Weise die beiden Brüder sogar zu Schutzpatronen und gründete die Bruderschaft der Schuster. Bis heute finden sich in den Pfarrkirchen für sie errichtete Denkmäler. Doch genug der göttlichen Schutzpatronenschaft und zurück zum Handwerk.

Schuhmacher unter Zwang

An hygienischen Aspekten gemessen, eine wahrhaft düstere Episode konnte das Schuhmacher-Handwerk im Mittelalter eine wahre Erfolgsgeschichte vorweisen. Im Frankreich des 13. Jahrhunderts umfasste die Schuhherstellung bereits vier eigene Zünfte mit jeweils unterschiedlichen Besonderheiten. Während die cordouaniers (frz. Schuster) mit den speziellen Anforderungen des Korduan-Leders vertraut waren – heute besser bekannt als Cordovan Leder – übernahmen die soueurs die letzten Arbeitsschritte der Lederbehandlung. Ihnen oblag das Zuschneiden der Leder. Die savetonniers fertigten dagegen leichte Halbschuhe an, wobei es ihnen unter Strafandrohung verboten war, ein anderes Leder zu verwenden, als selbst gegerbtes Schafsleder. Zuletzt mussten sich die sogenannten Schuhflicker (savetiers) lediglich mit der Reparatur von altem Schuhwerk zufrieden geben.

Mit der Etablierung jener Zünfte verschärfte sich auch das Reglement für die Schuhmacher – Festpreise entstanden, Qualitätskontrollen wurden eingeführt, Arbeitszeiten festgelegt und die Zulassung der Gesellen stärker kontrolliert. Bereits im Mittelalter waren die Zünfte und mit ihnen die Schuhmacher derart ausgebildet, dass sie über eine eigene Gerichtsbarkeit, eine Verwaltung und mitunter sogar polizeiliche Befugnisse besaßen. Oftmals nannten sich die Schuhmacher Schuster für Altes und Neues, was letztlich nichts anderes meinte, als dass sie sowohl alte Treter reparierten als auch neues Schuhwerk anfertigten.

Ein Leben auf Wanderschaft

Wie in so mach einem literarischem Werk festgehalten, war es unter Lehrlingen zu jener Zeit üblich, sich nach der Ausbildung auf Wanderschaft zu begeben und von anderen Schuhmachermeistern zu lernen. Erstreckten sich die Lehrjahre anfangs noch bis hin zu sechs langen Jahren, verkürzte sich die Ausbildung im Verlauf des 17. Jahrhunderts auf übersichtliche achtzehn Monate. Wer sein Meisterstück vor einer Kommission erfolgreich präsentierte und den Meistertitel erlangte, konnte endlich selbst die Zunft erlangen. Dennoch war es den frisch gebackenen Schuhmachermeistern bis weit ins 18. Jahrhundert hinein untersagt, in derselben Stadt ihre Werkstatt zu errichten, in der sie ihre Lehrzeit absolviert hatten. Als das Zunftwesen mehr und mehr an Bedeutung einbüßte, übernahm der Staat die Gewerbeaufsicht und auch dieses Reglement verschwand.

Mit dem 20. Jahrhundert unterteilte sich der Berufsstand immer mehr nach der jeweiligen Schuhart und wird im Zuge der Erfindung der Nähmaschine von Grund auf revolutioniert. Mit der industriellen Produktion von Schuhen rangierten Schuhe in vielen Kreisen als simples Wegwerfprodukt. Die orthopädischen Schuhmacher außer Acht gelassen, gibt es in Deutschland heute wenige hundert Schuhmacher, die noch ihr traditionelles Handwerk ausüben. Modernste Gerätschaften mögen zwar die Anforderungen an diesen Berufsstand erhöhen, doch garantiert seine Arbeit noch heute ein einzigartiges Erzeugnis, das mit viel Liebe zum Detail und Akribie hergestellt wird.

Auch wir von Shoepassion wollen bei unserer Kundschaft nicht nur die Leidenschaft für hochwertige, rahmengenähte Schuhe wecken, sondern auch ein Zeichen gegen die moderne Wegwerfgesellschaft setzen. Mit unserem eigenen Schuh-Reparatur-Service verhelfen wir nicht nur Schuhen unserer Kollektion zu ihrem ursprünglichen Glanz, sondern nehmen auch hochwertige Schuhe fremder Marken an.

Bild: Shutterstock // Ermess

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